Leseprobe
Filou,
der Elf
- Ein Morgen voller Überraschungen
Filou
lag in seinem kuschelig weichen Moosbett und räkelte sich
genüsslich. Von einem herzhaften Gähnen wurde er aus seiner
Träumerei gerissen. Als er überlegte, was denn heute für ein Tag
sei, machte sein Herz einen Hüpfer. Mit einem schnellen Satz setzte
er sich auf: „Elvira!“, rief er freudig und „Autsch!“, denn
beim Aufspringen stieß er gleich erst einmal mit dem Kopf an die
Decke seines Schlafplatzes. Er rieb sich die leicht schmerzende
Stelle und schüttelte sich. „Alles halb so schlimm!“, murmelte
er. In Gedanken war er schon bei seiner Freundin Elvira. Heute war
der Tag, auf den sich alle Waldbewohner schon so lange gefreut
hatten. ‚Endlich wird unser Waldmeisterfest gefeiert! Oh ja - das
wird wieder ein Riesenspaß werden, meine Freunde nach dem Winter
wiederzusehen! ‚Alle sind außer sich vor Freude darüber, dass der
lange Winter vorbei ist‘, dachte Filou glücklich.
Er
steckte den Kopf aus dem großen Astloch der uralten Eiche und warf
dann geschickt zuerst den einen, dann den anderen Schuh und auch
seine Weste nach unten. Langsam stieg er nun selbst auf den großen
Ast, der neben seiner Höhle aus dem Baum ragte. Sein Blick in die
morgendliche Sonne ließ Filou blinzeln. Es war nun seit einigen
Tagen richtiger Frühling geworden. Die ersten warmen Sonnenstrahlen
schienen auf die noch ganz frischen, hellgrünen Blätter. Sie hatten
sich erst vor wenigen Tagen geöffnet und den Wald mit einem
grüngoldenen Teppich umhüllt.
„Uaaaaah!“
streckte sich Filou und schnupperte die frische Waldluft. Sie roch
angenehm nach Bärlauch, feuchtem Moos und Tannennadeln. Seine Flügel
waren vom Schlafen noch ein wenig zerknittert und steif. Mit ein paar
gekonnten
Flügelschlägen brachte er sie im Nu wieder in Form und hüpfte vom
Ast. Seine nackten Füße berührten jetzt den Boden, sodass seine
Fußsohlen das vom Tau noch morgenfeuchte Moos begrüßen konnten.
‚Hui, das ist ganz schön frisch!' jauchzte er und zog sich an.
Während er sein Gesicht mit ein paar Tautropfen wusch, fiel
plötzlich ein mächtiger Schatten
auf ihn und er sah sich erschrocken um. Es war die Eule Ayla, die
sich lautlos näherte. Die beiden teilten sich das Astloch der Eiche
als Behausung. Das war eine praktische Lösung. Während Ayla nachts
aktiv war, konnte Filou in der mit Moos gepolsterten Höhle seine
Ruhe haben. Ayla nutzte das Lager am Tag für sich, wenn Filou
aufgestanden war. Morgens war er meist neugierig auf Ayla, denn wenn
sie von ihren nächtlichen Runden heimkehrte, berichtete sie ihm von
wichtigen Ereignissen aus dem Nachbarwald.
„Einen
wunderschönen guten Morgen Ayla!“, begrüßte Filou sie freudig.
„Schuhu, du hast ja guhute Laune, dir auch einen schönen guhuten
Morgen. Ist heute etwas Besonderes, Filou?" „Ja“, antwortete
Filou, „unser großes Waldmeisterfest! Du kommst doch auch, oder?“
Ein wenig verlegen kratzte sich Ayla mit einer Kralle hinter dem Ohr.
„Oooh, das hatte ich ja ganz vergessen. Dann werde ich jetzt mal
schnell schlafen, damit ich heute Nachmittag wieder wach bin uhund
dann komme ich zuhu euch. Dieses erste Fest des Jahres will ich mir
doch nicht entgehen lassen!", sagte Ayla mit schon halb
geschlossenen Augen. Unterdessen machte sich Filou auf den Weg zu
seiner Elfenfreundin Elvira…………….
- Filou und Elvira
Noch
ein paar Hopser und juhu - schon war Filou bei Elviras Blumenhäuschen
angekommen. „Elviiiiraaa, guten Mooorgen!“, tönte er von Weitem.
Vorsichtig
steckte Elvira ihre mit Sommersprossen bedeckte Nase durch die
Öffnung einer Blüte und erkannte den vor Freude hüpfenden Elf auf
der Wiese. „Filou!“, rief Elvira laut und rutschte an der Blume
nach unten direkt in Filous Arme.
Der
verlor das Gleichgewicht und schon kullerten beide laut lachend im
Gras herum. Filou grinste: „Das ist ja eine stürmische Begrüßung!
Bist du auch schon so aufgeregt, Elvira?“ Elvira schaute ihn mit
ihren großen, hellblauen Augen an und gluckste ein wenig belustigt:
„Niemand ist vor den Festen so aufgeregt wie du, Filou! Alle
Waldbewohner kennen ihre Aufgaben und unsere Feste sind immer ein
gelungener Spaß!“
Filou
nickte ernst: „Aber eine Sache dürfen wir auf keinen Fall
vergessen!" Er drehte sich geheimnisvoll weg. „Was denn?",
wunderte sich Elvira. „Dass meine beste Freundin, die allerschönste
Blumenelfe Elvira, einen Frühlingsgruß bekommt!" Galant
steckte Filou ihr eine schneeweiße Blüte hinters Ohr.
„Oh
ein Buschwindröschen! Wie schön!" Verträumt strich sie sich
durchs goldrosig schimmernde Haar, während ihr Freund weitersprach:
„Die meisten Blüten sind sehr kälteempfindlich und verstecken
sich noch in ihren Knospen. Die Buschwindröschen jedoch sind genauso
ungeduldig und mutig wie du. Sieh doch nur, wie die kleinen
Pflänzchen sich nach den Sonnenstrahlen recken und sich von ihrer
Wärme aus dem Winterschlaf wecken lassen.“ Elvira lauschte
genüsslich seinen Worten und ihre Wangen färbten sich noch ein
wenig rosiger.
„Nun
lass uns aber losfliegen, du meine kleine Träumerin! Wir haben noch
einen weiten Weg vor uns!“, rief Filou und sprang auf. Kaum, dass
Elvira sich aufgerappelt hatte, griff er nach ihrer Hand und es ging
in schnellem Flug gemeinsam durch den Zauberwald, in dem die beiden
Elfen zuhause waren…………..
- Die Überschwemmung
Sie
waren schon ein Stück weit gekommen, als Filou plötzlich anhielt.
„Warte Elvira, lass uns hier entlang zum Fluss fliegen!"
„Willst du etwa baden?", neckte ihn Elvira belustigt.
„Nein,……..
Als
sie sich dem Fluss näherten, hörten sie jedoch nicht wie gewohnt
das murmelnde, ruhige Geplätscher des sich langsam um die Steine
schlängelnden Wassers. Vielmehr hatte es sich in ein lautes,
tosendes Rauschen verwandelt. Misstrauisch sahen sich die beiden
Freunde an und flogen schnell um die letzten Büsche, die das Ufer in
zarten Grüntönen säumten.
Vom
Ufer mit den runden, glattgeschliffenen Kieseln, die Filou immer so
gern übers Wasser hüpfen ließ, war nichts mehr zu sehen. Selbst
die Böschung wurde vom schlammigen Wasser überspült und manche
Pflanzen würden dem Sog nicht mehr lange standhalten können.
Bestürzt sahen die Beiden in die Fluten, als sie weiter vorn laute
Rufe und Schreie vernahmen.
Hinter
der nächsten Flussbiegung hatten sich allerlei Äste und Pflanzen zu
einem großen Haufen getürmt, an dem sich nun das Wasser schon
staute. Vor Aufregung zitternd stand die Dachsmutter Dora am Ufer.
Dahinter drängten sich ängstlich ihre drei Jungen……..
- Am Wasserfall
„Achtung,
festhalten, huiii!!!“ Nach ein paar schwungvollen Flügelschlägen
hatten die Beiden einen wunderschönen Wasserfall erreicht, an dessen
oberen Ende sie landeten. „Aaah, welch ein Ausblick!“, schnaufte
Filou und atmete tief durch.
Elvira
schaute den Wasserfall hinunter und war von den laut tosenden
Wassermassen so überwältigt, dass sie nur schwer verstand, was
Filou da jubelnd ausrief: „Hallo ihr Drei! Hier oben!“ Sie sah
sich verwundert um: „Wem winkst du denn zu?"
„Da
hinten, Elvira, sieh doch, meine Freunde Eddy, Jonny und Eliot! Sie
wollten mir für meinen Aufstrich das Salz mitbringen!“ Schon
sprang er die Felskante hinunter und verschwand hinter ein paar
großen Steinen. Elvira schaute ihm unsicher nach, dann flog sie
vorsichtig hinterher.
Auf
einer Lichtung unterhalb des tosenden Wasserfalls lagen sechs große
Steine in einem Kreis. In dessen Mitte entdeckte Elvira die
Bergelfen. Eddy sprudelte los: „Na hallo, Filou und Elvira, was für
ein strahlendes Wetter heute! Es ist wie gemacht, um den Frühling zu
feiern! Ihr seid wohl schon auf dem Weg zum Waldmeisterfest?"
„Ja, aber vorher brauche ich von euch noch die
Salzkristall-Splitter.", meinte Filou da.
„Hier,
wir haben ein paar für dich aufgehoben, aber es sind dieses Jahr
nicht mehr viele." Eliot reichte ihm seine Hand mit ein paar
winzigen Salzkrümeln. „Oh! Das ist wirklich nicht viel.",
flüsterte Filou. Ein wenig enttäuscht über die geringe Menge
wickelte er die Salzkrümel vorsichtig in ein Taschentuch ein. „Ich
hoffe, dass mein Aufstrich trotzdem allen schmeckt. Danke euch."
„Ja,
die Zwerge sind aufgebracht und werden immer grimmiger. Sie finden
kaum noch etwas in ihren Stollen. Die Trolle und Zwerge geben den
Menschen die Schuld daran. Jeder noch so kleine Bodenschatz wird von
ihnen aus Mutter Erde geholt. Leer und trostlos lassen sie alles
zurück", raunte Jonny düster. „Noch dazu sind die Plünderer
undankbar. Sie nehmen viel mehr aus den Böden, als sie zum Leben
brauchen! Lange werden die Zwerge und Bergtrolle das nicht mehr
hinnehmen, so viel ist klar. Ihre Sorge und ihr Ärger darüber
wachsen von Jahr zu Jahr. Wir alle wissen, was passiert, wenn wir
diesen starken Kämpfern freien Lauf lassen...huiuiui...".
„Ihr
solltet darüber mit Mamori sprechen, vielleicht ja sogar gleich
heute beim Fest. Lasst uns doch gemeinsam hinfliegen", schlug
Elvira den Bergelfen vor. „Mit dem Waldgeist über dieses Thema zu
sprechen ist eine gute Idee. Aber wir kommen dann später dazu.
Vorher fliegen wir zu den Gämsen und Ziegen rüber. Mit ihnen
zusammen beobachten wir ihre Jungen. Sie machen heute ihre ersten
Kletterversuche in den Felsen und wir bewachen sie dabei!“, riefen
sie wieder fröhlich, sprangen übermütig los und schon waren sie
hinter den Steinen verschwunden.
Filou
musste grinsen. Seine Bergelfen-Freunde fühlten sich immer dann am
wohlsten, wenn sie mit den Gämsen und Ziegen in luftiger Höhe auf
den Felsen herumtollen konnten. Angesteckt von dieser Heiterkeit und
Leichtigkeit setzten Filou und Elvira nun die nächste Strecke
fröhlich hüpfend und springend bis zur Festwiese fort.
……
- Das Waldmeisterfest
Inzwischen
mischten sich auch die kleinen Tiere aus dem Menschenwald neugierig
mit unter die Naturgeister. Es wurde deutlich lauter und ging immer
turbulenter zu. Hummeln und Bienen summten mit dem mächtigen
Bassbrummen der Käfer um die Wette. Zur Krönung dieses
Waldkonzertes rieben die Hirschkäfer mit Vergnügen ihre
geweihförmigen Oberkiefer aneinander. Das taten sie zu zweit, indem
sie sich gegenüber positionierten. Es war sehr lustig anzuschauen
und sah schon fast aus wie ein Tanz……………..
- Der Hüter des Waldes
Nachdem
nun die Gäste ihren Platz gefunden hatten, kehrte endlich wieder
Ruhe ein. Alle starrten gebannt auf das Blütenmandala. Erst war dort
nur ein leichtes Flackern zu erkennen. Dann, von einem Raunen
untermalt, erschien immer sichtbarer eine große Gestalt vor dem
dicken Weidenstamm. Es war Mamori, der majestätisch in seinem alten,
dunklen Mantel gehüllt und mit dem Druidenstab nun gut sichtbar
unter der Weide stand. Langsam blickte er mit seinen wachsamen Augen
in die Runde.
Er
räusperte sich und mit seiner tiefen warmen Stimme begrüßte er
alle: „Willkommen meine Freunde! Es erfüllt mich mit viel
Hoffnung, euch heute hier wieder alle so gesund und friedlich
versammelt zu sehen. Denn solche Freude und dieser Frieden, den ihr
hier miteinander genießt, sind in diesen Zeiten außerhalb der
verborgenen Zauberwälder selten geworden.“ Ohne eine Pause fuhr
der Waldgeist mit seinem Wissen fort: „Ihr seid hier aufgewachsen,
in einem alten Wald. Euch beschützen Natur- und Baumgeister,
Torwächter, Hüter des Friedens und viele andere. Ihr seid
eingebettet in die Rhythmen von Mutter Natur.………………………
„Ich
bin die Verbindung zwischen unserer Welt hier und der Welt hinter den
Toren. Als euer Waldgeist lebe ich nun schon so lange, für die
meisten unsichtbar, im Menschenwald. Ich nehme wahr, dass bei ihnen
die Einsicht für die Erhaltung der Natur immer noch sehr gering ist.
Auch
spüre ich euer Unverständnis deutlich. Bevor wir gemeinsam den
Frühling begrüßen, lade ich euch ein, mir zu sagen, was euch auf
dem Herzen liegt. Wie ihr wisst, halte ich mit den Förstern, Jägern
und manch Wanderern Kontakt. Dadurch kann ich eure Sorgen und Wünsche
weitergeben." Nach diesen bedeutsamen Worten legte Mamori seine
linke Hand auf sein Herz und verneigte sich in alle Richtungen, um
allen seinen Respekt und Dank auszudrücken……………
Da
drängte sich der Zwerg Zeki zu Mamori durch. Er übernahm das Wort:
„Der Baulärm macht uns Zwergen sehr zu schaffen. Unsere Stollen
beben ständig von den großen Lastern, die am Rand unseres Waldes
durch den Menschenwald brettern. Und, als sei das noch nicht genug,
finden wir immer öfter Öl und andere giftige Flüssigkeiten, die
unsere Erde verseuchen!" Aufgebracht hob er die Faust.
„Unsere
Wurzeln finden selbst in den tiefsten Schichten kaum noch sauberes
Wasser...", flüsterte es da bestätigend mit einem Windhauch
durch die alte Weide. „Der Baumgeist Vitalus, der Arme!",
seufzte das Eichhörnchen Nelly voller Mitgefühl. Ihre Mutter Bea
fügte gleich hinzu: „Unser Lebensraum wird immer mehr eingeengt.
Ständig fällen die Waldarbeiter Bäume, weil neue Häuser errichtet
und breite Straßen gebaut werden. Wir Waldtiere müssen uns dauernd
neue Plätze suchen. Den Dachsen, Igeln, Bibern und anderen Tieren
geht es genauso. Es ist wirklich ein Jammer.“ Dabei hielt sich Bea
die kleinen Pfötchen vors Gesicht. Das sonst so lustige Eichhörnchen
sah nun ganz schön traurig aus.
„Wir
haben heute am Fluss bei der Dachsfamilie nur knapp eine große
Überschwemmung verhindern können. Unrat verfangen in Ästen hat die
Flussbiegung verstopft. Selbst an unserem Damm finden wir immer mehr
Müll, der sich dort staut. Was sollen wir nur damit machen?",
rief da Graubart der Alte Biber aus der Menge. Ungläubig darüber,
was er gerade alles erfuhr, schüttelte Mamori den Kopf, während er
seinen Blick in Richtung der Elfen lenkte. Mit Filou ist Mamori über
wichtige Ereignisse und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen im
ständigen Kontakt. Dieser nickte ihm bestätigend zu.
„Wir
sollten uns das nicht länger gefallen lassen!", sprach da der
Fuchs Fulvio und schlenderte nach vorne. „Genau! Wenn der Müll
überall herum liegt, können wir ihn dorthin zurückbringen, wo er
herkommt!", rief der kleine Gnom Guido, der auf seinem Rücken
saß. „Nun, die Vögel könnten zumindest ab und zu einiges zur
Menschenstadt fliegen...", begann der Fuchs „... und sie
diesen Schmutzfinken auf die Köpfe regnen lassen!" fiel ihm der
Gnom leidenschaftlich ins Wort. „Ja!", „Richtig!“ und
„Genau!" waren hier und da zustimmende Rufe zu hören.
„Aber,
aber meine Freunde!", rief da Mamori, während er
beschwichtigend und zur Ruhe mahnend seinen Stock in die Höhe hob.
„Wir müssen klug und weise vorgehen. Sonst machen wir es nur noch
schlimmer. Der Wald wird immer kleiner, die Grenzen zur Menschenwelt
rücken immer näher. Ich kann eure Empörung und Besorgnis gut
verstehen. Auch ich bin bestürzt von dem, was ich von euch zu hören
bekomme. Ich dachte, wir hätten noch mehr Zeit, um in Ruhe mit
verständnisvollen Menschen ins Gespräch zu kommen. Doch was ihr mir
berichtet, kann nicht mehr ignoriert werden. Die Idee des
Vogel-Müll-Transportes klingt schon mal ganz gut. Allerdings bitte
ich euch Vögel darum, es den Menschen nicht gleichzutun. Bringt den
bei uns gefundenen Unrat zu einer für Müll angelegten Deponie. Ihr
Raben koordiniert das bitte und zeigt es unseren anderen Vögeln.“
Sie waren zwar etwas verwundert, aber dennoch hatten die Vögel für
diese Aufgabe Verständnis. Die Raben beschlossen, ihren Auftrag mit
den Krähen zu beraten …………………….
11.
Das Geheimnis der Kummerboote
…Filou
sprach mit dem Waldhüter über das auf dem verstopften Fluss
gefundene Sorgenschiffchen:
„Mamori,
wir haben heute bei der Überschwemmung ein kleines Sorgenboot
gefunden. Graubart meinte, du könntest uns vielleicht das Geheimnis
der bunten Segel erklären.", meinte Filou schüchtern, wobei er
ihm vorsichtig das bunte Stück Stoff hinhielt. „Oh, hallo ihr
beiden Elfen! Wissbegierig wie immer, was? Ja dann, lasst mich mal
einen Blick darauf werfen.“ Mamori faltete es auseinander und
nickte: „Nun, diese Zeichen hier sind eindeutig von einem Menschen
geschrieben, wahrscheinlich von einem Kind." „Und was steht
dort?", fragte Elvira ganz aufgeregt. Mamori las vor, was in
krakeliger Handschrift darauf geschrieben stand: „Ich heiße Finn
und mache mir große Sorgen um den Wald und die Tiere. Auf unseren
Wanderungen sehen wir immer öfter liegen gelassenen Müll. Fressen
das die Tiere? Werden sie dann krank? Außerdem fanden mein Großvater
und ich ein junges Reh im Gras bei der Futterkrippe. Opa meinte, ich
darf das Junge nicht berühren. Aber es hat sich überhaupt nicht
bewegt, nur ein bisschen mit den Ohren gewackelt. Ob seine Mama es
wohl wiederfindet? Was kann ich nur tun? Ich hoffe sehr, mein
Hilferuf wird gefunden. Finn“
„Das
klingt nach einem Kind mit offenen Augen und Herzen, meint ihr nicht
auch?", fragte er und gab Filou lächelnd den Stoff zurück…………..
„Dieser
Finn sorgt sich um die Tiere und die Natur. Nicht nur um seine
eigenen Dinge. Das erfüllt mich mit Hoffnung.“ Elvira empfand das
genauso. Sie freute sich mit den beiden. Doch Filou rieb sich
nachdenklich die Stirn und überlegte. Elvira legte ihm ihre Hand auf
die Schulter und meinte: „Lass uns morgen nach dem Rechten sehen,
Filou. Heute Nacht wird Ayla nach dem Rehkitz suchen und es
bewachen.“ Nach kurzem Zögern entgegnete Filou: „So machen wir
es. Wir sprechen dann gleich mit Ayla darüber, bevor sie mit ihrem
Nachtflug beginnt.“
Sie
suchten
sie Ayla und fanden die Eule an der Waldmeisterbowle, von der sich
nun alle drei noch einen Gute-Nacht-Trunk in kleine Schalen füllten.
Währenddessen berichteten Filou und Elvira der Eule Ayla etwas
aufgeregt von dem Jungen Finn, der Geschichte mit dem Schiffchen und
dem Rehkitz. Filou bat: „Ayla, wirst du dich darum kümmern? Morgen
früh werde ich dich an der Futterkrippe ablösen.“ „Abgemacht“
antwortete die zuverlässige Eule. Schon erhob sie sich ohne ein
Geräusch zu verursachen in die Lüfte und schwebte in Richtung
Menschenwald.
Erleichtert
darüber strahlte Filou Elvira mit den Worten an: „Das war ein
gelungener Abend!“ „Auf jeden Fall!“, gab sie zur Antwort. „Ich
liebe unsere Feste über alles. Immer wieder werden wir zum Staunen
gebracht. Das Miteinander ist so wunderbar, da will ich gar nicht
nach Hause.“ Gähnend musste Elvira fast lachen, während sie das
zu ihrem Freund sagte. Denn inzwischen war auch Elvira so müde, dass
sie kaum noch die Augen offenhalten konnte. Filou lachte laut und
herzlich bei diesem Anblick.
Elvira
sah in die Dunkelheit und dachte dabei schon an das nächste Fest.
„Weißt du was, Filou, beim Sommerfest in der Mitte des Jahres
brauchen wir keine Lampen.“ „Stimmt,“ nickte Filou, „da
leuchten uns die Glühwürmchen heim!“ In Gedanken an das nächste
Fest und mit einem freudigen Gefühl zogen die beiden Elfen Arm in
Arm in Richtung Heimat.
„Ach
Filou, wenn die kleinen Feen ihren Seerosentanz vorführen..."
träumte Elvira und gähnte erneut vor Müdigkeit, was auch Filou
ansteckte.
Inzwischen
war schon tiefschwarze Nacht. Nun flogen die beiden mit kleinen
Laternen in den Händen zu Elviras Blütenhaus. Nachdem sie sich für
den morgigen Nachmittag verabredet hatten, blickten sie noch einmal
in den Sternenhimmel, wünschten der Mondin eine gute Nacht und
bedankten sich für diesen abenteuerlichen und gleichzeitig
zauberhaften Tag. Dann verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung
voneinander.
Nach
einer weiteren Flugrunde kam
Filou in seinem
alten Astloch an. Er legte sich auf sein weiches Moosbett und deckte
sich mit einer Decke aus Moos und Blättern zu………………